
STIMMEN UND ANSICHTEN / GRUNDSATZ IN DER PRAXIS
Digitale Produktpässe: Was Sie wissen sollten
Digitale Produktpässe (DPPs) werden in der EU eingeführt – erfahren Sie, was sie sind und wie Sie Ihr Unternehmen darauf vorbereiten können.
Veröffentlicht: Mai 2025
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STIMMEN UND ANSICHTEN / GRUNDSATZ IN DER PRAXIS
Überblick
Digitale Produktpässe (DPPs) werden für Produkte eingeführt, um die Transparenz und Nachhaltigkeit zu fördern.
DPPs enthalten Informationen zum Ursprung eines Produkts, zu seinen Materialien, Umweltauswirkungen und Entsorgungsrichtlinien.
Daten werden Verbraucher*innen zugänglich gemacht, beispielsweise durch das Scannen eines QR-Codes. Auf diese Weise können sie fundiertere Entscheidungen treffen.
Die ersten DPPs werden voraussichtlich ab 2027 für einige Branchen verpflichtend sein, wobei die vollständige Einführung schätzungsweise bis 2030 andauern wird.
KMU können durch DPPs von Wettbewerbsvorteilen profitieren – in Bereichen wie Transparenz, ethische Beschaffung und lokales Handwerk.
Was sind digitale Produktpässe?
Digitale Produktpässe (DPPs) – also digitale Aufzeichnungen mit wichtigen Informationen über ein Produkt – werden in der EU eingeführt. Behörden bemühen sich zunehmend, die Transparenz und Nachhaltigkeit zu fördern. Aus diesem Grund ist für die meisten in der Region verkauften Produkte bald ein DPP erforderlich.
Die DPP-Anforderungen wurden letztes Jahr im Rahmen der Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte bestätigt. Einige Details zu den spezifischen Kriterien und den Plänen für die Einführung müssen noch ausgearbeitet werden, aber gemäß der EU wird der DPP umfassende Informationen über den Ursprung, die Materialien und die Umweltauswirkungen des Produkts sowie Entsorgungsempfehlungen dafür enthalten.1
Der neue DPP wird voraussichtlich entscheidend zu mehr Nachhaltigkeit beitragen. Unter anderem, da Verbraucher*innen so bewusste Kaufentscheidungen treffen können. Neben einer potenziell steigenden Marktnachfrage nach nachhaltigeren Produkten könnte die Einführung von DPPs auch Entscheidungen von Unternehmen in Bereichen wie Produktdesign und der Auswahl von Beschaffungspartner*innen beeinflussen.
Darüber hinaus werden DPPs dazu beitragen, sicherzustellen, dass in der EU verkaufte Produkte die Compliance-Standards erfüllen. Außerdem ermöglichen sie Unternehmen bessere Einblicke in die Lieferkette, um Umweltrisiken zu mindern.
Welche Anforderungen gibt es für Unternehmen?
Ein detaillierter Einführungszeitplan und spezifische Anforderungen für Unternehmen sind noch festzulegen. Die EU hat im April 2025 gerade ihre erste Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte veröffentlicht.2 Dabei werden bestimmte Sektoren wie Eisen und Stahl, Aluminium, Textilien und Möbel priorisiert, während die EU außerdem bis Juli 2026 ein digitales Register für DPP-Daten einrichtet.3
Es ist außerdem davon auszugehen, dass DPPs für Produkte in priorisierten Sektoren ab 2027 erforderlich sein werden, obwohl der Zeitplan Änderungen unterliegen kann.4 Es werden weitere hinzugefügt, wobei die vollständige Einführung der DPPs voraussichtlich bis 2030 erfolgt.5
Laut der EU müssen DPPs eine eindeutige Produktkennung, Compliance-Dokumente und Angaben zu besorgniserregenden Stoffen sowie Benutzerhandbücher, Sicherheitshinweise und Entsorgungshinweise enthalten.6
Die EU schreibt auch vor, dass die Informationen selbst über einen QR-Code oder ein Wasserzeichen leicht zugänglich sein sollten, der bzw. das nach Möglichkeit direkt auf dem Produkt angebracht wird. Ob die DPP-Anforderungen auf Produkt-, Chargen- oder Artikelebene gelten werden, hängt von Aspekten wie der Komplexität der Wertschöpfungskette und der Art des Produkts ab.
Es müssen noch weitere Einzelheiten formal festgelegt werden. Dennoch sind bereits ausreichend Informationen bekannt, sodass KMU Maßnahmen ergreifen können. Beispielsweise besteht kein Zweifel daran, dass ein fundiertes Wissen über den Produktlebenszyklus unerlässlich sein wird. Unter anderem dazu, wie das Produkt hergestellt und verwendet wird bzw. wie es am Ende des Lebenszyklus richtig zu pflegen ist. Wenn Sie diese Aspekte verstehen und erste Pläne zur Verwaltung der Datenerhebung und zur Kommunikation wichtiger Informationen formulieren, könnte das in Zukunft von Vorteil für Sie sein.
Was bedeutet dies für Unternehmen?
Durch DPPs könnten sich einige neue Chancen ergeben. Die erste ist Folgende: Unternehmen können damit Nachhaltigkeitsbereiche, in denen sie wettbewerbsfähig sind, besser fördern.
„Wenn Unternehmen DDPs richtig verwenden, können sie einen neuen Weg finden, eine Geschichte rund um ihre verkauften Produkten zu erzählen – das ist ein Vorteil für Unternehmen“, erklärt Stijn Meeus, Managing Director – E-Commerce bei FedEx „Sie könnten in Bereichen konkurrieren, die für Kund*innen normalerweise nicht sichtbar sind – wie bei der nachhaltigen Beschaffung und ihrer CO₂-Bilanz –, weil Verbraucher*innen genau darauf achten werden.“
DPPs haben potenziell auch Vorteile für Unternehmen, die vom Ursprung der von ihnen angebotenen Waren oder dem Prestige des Herstellungsortes ihrer Produkte profitieren. Bestimmte Luxuswaren, wie Schweizer Uhren oder italienisches Leder, sind hervorragende Beispiele.
„Mit DPPs können Unternehmen explizit auf diesen Aspekt eingehen – wenn Sie angeben, dass Ihr Produkt in Italien hergestellt wurde, können Sie mit dem Pass beweisen, woher das Leder stammt, wo das Produkt hergestellt wurde usw.“, so Meeus. „Das könnte für Unternehmen, die unbedingt als hochwertige Luxus-Marke gelten möchten, wirklich interessant sein.“
Auch andere Unternehmen könnten davon profitieren. DPPs sind so konzipiert, dass sie Unternehmen mit hervorragenden Referenzen helfen, das Vertrauen von Verbraucher*innen zu stärken – da sie ihnen Transparenz bieten und auf klare Weise relevante Informationen bereitstellen.
Es gibt jedoch einige potenzielle Herausforderungen, die es zu berücksichtigen gilt. Beispielsweise können DDPs eine Kostenbelastung für Unternehmen darstellen, die zusätzliche administrative oder technologische Anforderungen erfüllen müssen. Derzeit ist das mögliche Ausmaß dieser Auswirkungen jedoch unbekannt, und sie könnten zumindest teilweise durch geschäftliche Vorteile ausgeglichen werden. Es besteht auch das Potenzial für DPP-as-a-Service-Unternehmen, die die Compliance vereinfachen könnten.7
Für KMU ist jetzt möglicherweise ein guter Zeitpunkt, sich mit ihren eigenen Geschichten zu befassen und zu berücksichtigen, was sich Verbraucher*innen im Hinblick auf Nachhaltigkeit oder Herkunft wünschen – auch wenn diese Bereiche derzeit noch nicht Teil ihrer Marketingstrategie sind. Ein Alleinstellungsmerkmal zu ermitteln und dieses entsprechend zu präsentieren, könnte Unternehmen helfen, sich in einem Markt mit großem Angebot von Wettbewerbern zu unterscheiden.
Wie sollten sich Unternehmen vorbereiten?
Die genauen Anforderungen für DPPs sind noch nicht bekannt. Trotzdem lohnt es sich, zu überlegen, wie Sie Ihr Unternehmen darauf vorbereiten können. Für viele Für viele KMU bedeutet dies, dass sie die Transparenz der Lieferkette, die Beschaffungsstandorte und die Produkte selbst berücksichtigen sollten.
„Ihnen muss bewusst sein, dass dies auf Sie zukommt und dass Sie einen besseren Überblick über Ihre Lieferkette benötigen werden“, sagt Meeus. „Daher sollten Sie das wahrscheinlich berücksichtigen und einplanen, wenn Sie ein neues Produkt entwickeln.“ „Nach Möglichkeiten zum Nearshoring zu suchen, könnte ebenfalls interessant sein. Auf diese Weise lässt sich der Herstellungsprozess besser überwachen.“
Neben der Bedeutung einer transparenten Lieferkette – einschließlich des Ortes, an dem wichtige Produkt- und Produktionsdaten gespeichert werden – kann die Vertiefung der Beziehungen zu Ihren Lieferant*innen jetzt auch dazu beitragen, Probleme aufzudecken, die später zu Compliance-Risiken führen könnten. Und eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass sich heute getroffene Entscheidungen entweder als Vorteil oder Kostenfaktor herausstellen können, wenn sie später im Rahmen eines DPP offengelegt werden müssen.
„Das heißt, Sie müssen alle Aspekte der End-to-End-Beschaffung berücksichtigen, denn ab einem bestimmten Zeitpunkt wird dies zu den Kerninformationen zählen“, erklärt Meeus. „Nicht nachhaltige Beschaffungsprozesse lassen sich dann nicht mehr verschleiern.“
So bereiten Sie Ihr Unternehmen auf DPPs vor
DPPs werden voraussichtlich zu einem wesentlichen Bestandteil der Geschäftstätigkeit in der EU, daher ist es klug, sich frühzeitig mit den potenziellen Anforderungen vertraut zu machen. Transparenz in der Lieferkette ist hierfür von entscheidender Bedeutung. Daher sollten Sie Maßnahmen ergreifen, um für Sie (und Ihre Lieferant*innen) möglichst viel Transparenz zu gewährleisten, damit Sie bei Bedarf die erforderlichen Informationen angeben können. Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, Änderungen an Ihren Beschaffungsabläufen vorzunehmen, lesen Sie unseren Artikel über die Dinge, die Sie beachten sollten, bevor Sie Ihre Lieferant*innen wechseln. Bleiben Sie unbedingt bei unseren regulatorischen Änderungen auf dem Laufenden, um über Entwicklungen bei internationalen Handelsvorschriften informiert zu bleiben, die möglicherweise Ihr Unternehmen betreffen.
FAQ
Laut der EU ist für fast alle innerhalb der EU verkauften Produkte ein DPP erforderlich. Daher ist es wahrscheinlich, dass die meisten Unternehmen, die an der Herstellung, Einfuhr, dem Vertrieb und dem Verkauf eines Produkts beteiligt sind, damit arbeiten müssen.
Aus dem oben genannten Grund werden die meisten Unternehmen wahrscheinlich die Auflagen erfüllen müssen, obwohl der hierfür erforderliche Arbeitsaufwand im Vergleich zu Unternehmen mit einer großen Produktpalette und komplizierten Produktionsketten möglicherweise geringer ausfallen wird.
Die vollständigen Details müssen noch bestätigt werden, aber grundsätzlich ist Folgendes zu erwarten: Unternehmen müssen in der Lage sein, relevante Compliance-Dokumente (einschließlich Angaben zu besorgniserregenden Stoffen), Informationen über die Herstellungsart und den Herstellungsort ihrer Produkte sowie Benutzerhandbücher und Informationen zur ordnungsgemäßen Entsorgung ihrer Produkte am Ende ihres Lebenszyklus bereitzustellen.
Das ist schwer zu sagen, bevor vollständige Informationen über die DPPs veröffentlicht werden. Aber eine engere Kommunikation mit Lieferant*innen und Schritte, um Ihre Lieferkette transparenter zu gestalten, sind in dieser Phase kluge Maßnahmen. Möglicherweise werden in Zukunft auch Unternehmen gegründet, die DPP-as-a-Service-Lösungen anbieten – diese können KMU bei der Verwaltung ihrer Zuständigkeiten unterstützen.
Es ist unklar, was in diesem Fall passieren könnte. Wenn – wie angedeutet – fast alle Produkte für den Verkauf in der EU einen DPP benötigen, könnte das bedeuten: Waren, die nicht den Anforderungen entsprechen, können möglicherweise nicht importiert oder auf den Markt gebracht werden.
Haftungsausschluss: Die auf dieser Webseite enthaltenen Informationen stellen keine Rechts-, Steuer-, Finanz-, Buchhaltungs- oder Handelsberatung dar, sondern sollen allgemeine Informationen zu den Themen Wirtschaft und Handel liefern. Die Inhalte, Informationen und Services des FedEx Small Business Hub sind kein Ersatz für die Beratung durch eine*n kompetente*n Spezialist*in, z. B. (aber nicht beschränkt auf) eine*n zugelassene*n Rechtsanwältin/Rechtsanwalt, eine Anwaltskanzlei, eine*n Buchhalter*in oder eine*n Finanzberater*in.
1 EU's Digital Product Passport: Advancing transparency and sustainability (Der digitale Produktpass der EU: Für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit) | Europäische Union, 2024
2 ESPR and Energy Labelling Working Plan 2025–30 (ESPR und Arbeitsplan zur Energiekennzeichnung 2025–30) | Europäische Kommission, 2025
3 Regulation… establishing a framework for the setting of ecodesign requirements for sustainable products (Verordnung …zur Schaffung eines Rahmenwerks für die Festlegung von Ökodesign-Anforderungen für nachhaltige Produkte) | Europäische Union, 2024
4 EU Digital Product Passport (DPP): ALL you need to know (Der digitale Produktpass (DPP) der EU: ALLES, was Sie wissen müssen) | Segura, 2025
5 How Can You Prepare Your Fashion Brand for the Digital Product Passport (DPP)? (Wie können Sie Ihre Modemarke auf den digitalen Produktpass (DPP) vorbereiten?) | Retraced, 2025
6 EU's Digital Product Passport: Advancing transparency and sustainability (Der digitale Produktpass der EU: Förderung von Transparenz und Nachhaltigkeit) | Europäische Union, 2024
7 A study on DPP costs and benefits for SMEs (Eine Studie über Kosten und Nutzen von DPPs für KMU) | CIRPASS, 2024